Fünf Fragen an Elemetarpädagogin Magdalena Möslinger

 

WIE VIELFALT SCHMECKT …, so lautet der Titel Ihres Kochbuchs, auf das wir im Zuge unserer Redaktionsarbeit für Papperlapapp #8, Thema KOCHEN, gestoßen sind. Wie kamen Sie auf die Idee, gemeinsam mit dem Team des Wiener Kindergartens Fruchtgasse und Eltern dieses Kochbuch herauszubringen?
Bei uns im Kindergarten treffen die unterschiedlichsten Nationen und somit auch Kulturen aufeinander. Ich hatte schon länger die Idee, ein Buch mit Eltern und Kindern zu gestalten oder ein besonderes Projekt zu starten, welches mit dieser Vielfalt arbeitet. Das Essen hat in jeder Kultur einen besonderen Stellenwert und so war mir irgendwann klar, dieses Thema aufzunehmen und ein Kochbuch zu gestalten. Das Buch umfasst 27 Rezepte aus 15 Nationen. Zu Beginn hatten die Eltern ein wenig Hemmungen, sich fürs Kochen anzumelden, doch die Begeisterung stieg stetig. Am Ende musste ich sogar einigen Eltern absagen, sonst wäre das Buch nie fertig geworden. Am schönsten für mich war, die Eltern beim Kochen zu beobachten, ihnen zu helfen und, wenn die Kinder dabei waren, sie im Umgang mit ihren Kindern zu erleben. Auch das Erlernen neuer Kochtechniken und das gemeinsame Verkosten der Speisen bereiteten uns allen, den Eltern und Kindern, viel Freude. Das Projekt führte zu mehr Offenheit, da sie ein „Stück der Kultur des Anderen kosten“ konnten.

 

Wie schmeckt nun die Vielfalt? Wem schmeckt sie, wem nicht?
Vielfalt schmeckt – und zwar sehr gut! Wir alle haben unterschiedliche Geschmäcker, finden aber immer einen gemeinsamen Nenner. Das erkenne ich auch bei den Kindern. Zwar sind sie oft skeptisch bei neuen Gerichten, die wir im Kindergartenalltag immer wieder anbieten, aber irgendwann kosten sie doch. Ich selbst habe keine bevorzugte Küche, ich koste von allem und nehme mir überall das heraus, was mir am besten schmeckt. Ich finde es wichtig, sich eine eigene Meinung zu bilden und nicht voreingenommen zu sein – das zählt beim Essen genauso wie in allen anderen Lebensbereichen.

Kann Kochen – vor allem gemeinsames Kochen – etwas bewirken?
Gekocht und gegessen wird in jeder Kultur. Das ist etwas, das uns alle verbindet – und wo wir sehr gut anknüpfen können, wenn es darum gehen soll, Integration zu leben. Während der Arbeit am Kochbuch habe ich mit Eltern aus unterschiedlichsten Kulturen gekocht, und es war jedes Mal ein sehr positives Erlebnis. Ich erinnere mich an einen Vater, der sechs Stunden lang Hühnchen mit uns zubereitet hat – sein Lieblingsgericht für persische Gäste. Oder an eine Mutter, die mit mir gemeinsam Muffins gebacken hat, weil ihre Kinder die so gerne essen. Es war schön zu sehen, wie stolz die Eltern waren, wenn ihre Gerichte probiert und gelobt wurden. Da gab es auch sehr wenige sprachliche Barrieren, denn ein Lächeln wird in jeder Sprache verstanden!

Waren Sie bereits als Kind eine Köchin – und falls ja, was haben Sie da gerne zubereitet?
Ich kann mich kaum mehr daran erinnern. Als zirka 5-Jährige löste ich einmal beim Spielen einen Suppenwürfel in warmem Wasser auf und freute mich, dass ich Suppe kochen kann! 
Heute koche ich gerne, auch aufwendigere Gerichte. In letzter Zeit mache ich häufig Currys in den unterschiedlichsten Varianten. Meine Lieblingsspeise ist seit meiner Kindheit Linsen mit Knödel, jedoch schmecken sie mir nur, wenn meine Mutter sie macht– ich selbst habe sie noch nie so gut hinbekommen!

 

Was schmeckt Ihnen gar nicht?
Mir „schmeckt“ es gar nicht, wenn Menschen nichts Neues probieren wollen. Vielfalt zu kosten bringt unendlich viele neue Erfahrungen mit sich, sehr oft Positives und nur ganz selten Negatives. Daher bewundere ich die Neugierde bei Kindern immer wieder und versuche selbst, mir diese zu erhalten. Kinder haben keine Vorurteile und sehen die Welt mit anderen Augen, in der immer neue und schöne Sachen entdeckt werden können – und genau so sollten wir Erwachsene das auch machen!

 

 

Magdalena Möslinger ist seit 2010 Kindergartenpädagogin bei der MA-10 in Wien und hat einen Bachelorabschluss in Deutscher Philologie. Momentan befindet sie sich im Masterstudium Deutsche Philologie.

 

 

„Ich liebe Bücher, ganz gleich ob in der Arbeit mit Kindern oder in meiner Freizeit. Schon seit Kindheit schwebt mir die Idee vor, eigene Bücher zu gestalten oder zu schreiben. Daher habe ich mich sehr gefreut, als ich mein Kochbuch das erste Mal in Händen halten konnte – mein erstes ‚eigenes’ Werk. Dies wäre aber ohne die Unterstützung der Eltern und des gesamten Teams im Kindergarten unmöglich gewesen. Auch die Unterstützung meines Vaters war unendlich wichtig, ohne ihn wäre das Buch nie so geworden, wie ich es wollte!“

Magdalena Möslinger