Fünf Fragen an den Psychologen und Psychotherapeuten Philipp Schwärzler

 

In Papperlapapp Nr. 9 geht es um ein wichtiges Gefühl, das uns ziemlich zusetzen kann: die Wut. Wir haben dazu Philipp Schwärzler befragt, er ist Klinischer Psychologe, Psychotherapeut, seit dem Jahr 2000 Mitarbeiter des Kinderschutzzentrums Wien und Mitglied unseres Expertenbeirats.

Wut tut gut – oder nicht? Warum ist genau dieses Gefühl so negativ besetzt? Ist es dennoch wichtig, die Wut spüren zu können?
Wenn Wut, Zorn, Ärger auftreten, steht das sehr oft im Zusammenhang mit Frustration und Konflikt. Beides wird von Menschen als unangenehm erlebt. Deshalb die negative Besetzung. Die Wut hilft uns jedoch zu erkennen, dass etwas nicht nach unseren Vorstellungen und Wünschen verläuft. Sie gibt uns wichtige Energie, damit wir uns wehren oder unsere Interessen vertreten können.

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Was hilft, wenn einem vor Wut förmlich der Kragen platzt?
Ganz einfach: einen Menschen zu haben, der zuhört, mit dem man reden kann! Zudem ist es für viele hilfreich, sich körperlich auszupowern, zum Beispiel durch Sport.

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Worin sehen Sie die größte Herausforderung im Umgang mit Wut und Zorn?
Im Zuge der Persönlichkeitsentwicklung hin zum reifen, erwachsenen Menschen wäre es wünschenswert, wenn es uns zumindest ein Stück weit gelingt, auch starke Impulse – beispielsweise Wut – zu kontrollieren. Das ermöglicht uns, nicht gleich mit einem Schreikrampf reagieren zu müssen, wenn uns etwas sehr ärgert, Gegenstände zu zerstören oder gar andere Menschen körperlich zu attackieren.

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Erwachsene Menschen wie auch Kinder zeigen ihre Wut auf sehr unterschiedliche Weise. Können Sie ein paar Beispiele aus diesem großen Spektrum nennen?
Kinder leben ihre Wut unmittelbarer, direkter aus. Das ist einerseits ein wenig anstrengend, anderseits aber in dieser ehrlichen und direkten Art vielleicht einfacher zu verstehen und zu handhaben. Wenn Wut unterschwellig ausgelebt wird, kann das für die Mitmenschen viel schwieriger und aufreibender sein. Wichtig ist auch zu unterscheiden, ob sich die Wut gegen die eigene Person oder gegen andere richtet. Letzteres fällt natürlich sofort auf und bereitet Stress, Ersteres kann aber gefährlicher sein.

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Stichwort: neue Medien und soziale Netzwerke. Wie beeinflussen oder verändern diese unseren Umgang mit dem Gefühl der Wut?
Ist man anonym im Internet unterwegs, so senkt das Schamgefühle und Hemmungen massiv. Als Folge werden Wut und Aggression sehr heftig ausgelebt. Es ist einfach wichtig, dass Kinder über Eigenheiten und Gefahren aufgeklärt und bei der Nutzung der neuen Medien begleitet werden. Aber natürlich bieten die neuen Medien auch unglaublich viele neue Möglichkeiten und Chancen: in Kontakt zu treten und zu bleiben, sich Informationen zu beschaffen und vieles mehr.

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In der Papperlapapp-Geschichte sieht ein Nilpferd rot. Verraten Sie uns, wann Sie wütend werden?
Mich hat vor Kurzem wütend gemacht, dass ich mich hintergangen gefühlt habe. Zum Glück gibt es in meinem Leben Menschen, mit denen ich darüber reden kann. Und mein Fußballmatch einmal pro Woche hilft mir auch sehr!